„Um Hilfe zu bitten, ist Stärke“

STEFFI NOPPINGER
Ausnahmeathletin & „Last Woman Standing“ bei Ninja Warriors
Seit sie fünf Jahre alt ist, nimmt Bewegungstalent Steffi Noppinger an Sportwettkämpfen teil. Lange definierte sie sich über ihre körperliche Stärke. Dann wurde eine schmerzhafte Enttäuschung zum Wendepunkt. Jetzt hat sie dem Leistungssport den Rücken zugekehrt und findet: Echte Stärke kommt von innen.
Sport war schon immer meine große Leidenschaft – mit drei Jahren stand ich bereits in der Turnhalle und habe meinen Eltern verkündet: „Ich will Turnerin werden!“ Als Jugendliche habe ich dann hart trainiert, meinem Körper viel abverlangt und zielstrebig nach Menschen gesucht, die mich sportlich fördern und weiterbringen. Ich war als Teamturnerin im österreichischen Nationalkader tätig, in jeder freien Minute habe ich trainiert. Dabei habe ich stets meine Grenzen ausgetestet, um sie zu überschreiten.

Mit 24 wurde ich dann für die Wettkampf-Fernsehshow „Ninja Warriors“ gecastet. In der Show treffen die Teilnehmenden auf Hindernisse, die sie erst am Tag selbst sehen und im ersten Anlauf überwinden müssen. Bei meiner Ninja-Premiere 2017 habe ich es als zweite Frau in Europa in der Geschichte des Wettbewerbs ins Finale geschafft und mir den Titel „Last Woman Standing“ geholt. Mein Ziel war von Anfang an die beste Frau zu sein, am direkten Wettkampf mit Männern hatte ich Spaß. 2019 durfte ich in dem Team Europa bei USA vs. The World dabei sein. Noch am Tag davor hatte ich meine Bachelorprüfung, nachts ging es mit dem Flieger nach Amerika. Nur etwa eine Woche später war das Finale von Ninja Warriors Germany. Ich hatte monatelang darauf hingefiebert. Aber plötzlich stand ich weinend da und habe gemerkt: „Ich schaffe das hier nicht.“
Ich habe das Finale dann nicht gewonnen, sondern wurde Zweite bei den Frauen. Nicht, weil ich nicht stark genug gewesen wäre, sondern weil ich es mental nicht gepackt habe. Ich hatte einen Punkt der totalen Erschöpfung erreicht und nicht den nötigen Rückhalt aus meinem Umfeld. Mein Gefühl war: „Ich stehe hier ganz alleine da“. Das war ein großer Wendepunkt.

Seitdem ist viel passiert: Ich habe mich vom Leistungssport gelöst, nachdem ich nach einer schweren Verletzung meinen Alltag monatelang nur mit großen Schmerzen bestreiten konnte. Ich bin nach Deutschland gezogen, habe einen neuen Job angefangen, bin in einer neuen Beziehung. Ich will mich nicht mehr quälen, sondern mich auf andere Dinge im Leben konzentrieren. Trotzdem ziehe ich noch Spaß und Stärke aus dem Sport, aber ohne Leistungsdruck. Ich lerne viele neue Dinge, wie Klippenspringen, Akrobatik oder Downhillen und zwar einfach, weil sie mir Spaß machen! Bei den „Ninjas“ bin ich auch noch dabei, aber ohne Druck.
Heute heißt für mich stark sein, für sich selbst einstehen zu können. Anderen nichts vorzuspielen und um Hilfe bitten zu können, das ist Stärke. Ich bin stark und schwach zugleich und zwinge meinen Körper zu nichts mehr – man lebt schließlich nur einmal!
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📷 @stefanienoppinger
Konzept & Redaktion:
Dorina Marlen Heller
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